In einer Welt, die von multiplen Krisen geprägt ist – Klimawandel, bewaffnete Konflikte, Pandemien und Hunger – steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit stetig. Doch paradoxerweise ziehen sich staatliche Institutionen zunehmend aus dieser Verantwortung zurück. Die Folgen sind dramatisch – für Millionen Menschen weltweit und für die Glaubwürdigkeit der internationalen Gemeinschaft.
Die Kürzungen öffentlicher Mittel für Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und humanitäre Hilfe sind kein Einzelfall. Deutschland etwa hat im Bundeshaushalt 2024 die Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um 8 % und die Mittel des Auswärtigen Amts für humanitäre Hilfe um 18 % gekürzt. Für 2025 sind sogar Kürzungen von bis zu 53 % im Bereich der humanitären Hilfe vorgesehen.
Ein globaler Trend mit lokalen Konsequenzen
Auch international zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Die USA, lange Zeit größter Geberstaat, haben Anfang 2025 ihre Entwicklungsagentur USAID de facto aufgelöst und angekündigt, 80 % der Hilfsprogramme einzustellen. In Ländern wie Somalia, Sudan und der Demokratischen Republik Kongo, wo US-Mittel eine zentrale Rolle spielten, sind bereits gravierende Verschlechterungen der Versorgungslage zu beobachten


Die Auswirkungen dieser Kürzungen sind unmittelbar und lebensbedrohlich. Laut Schätzungen könnten allein durch die Kürzung der Mittel für schwere akute Unterernährung weltweit 2,3 Millionen Kinder nicht mehr versorgt werden – mit potenziell tödlichen Folgen für 369.000 Kinder jährlich. Impfprogramme, Gesundheitsversorgung und Bildungsprojekte stehen auf der Kippe.
In Äthiopien etwa warten 2,4 Millionen Menschen vergeblich auf überlebensnotwendige Lebensmittellieferungen, während in Tigray über 60 % der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. In Kenia mussten 20 USAID-finanzierte Projekte gestoppt und 700 Mitarbeitende freigestellt werden.
NGOs unter Druck – und in der Verantwortung
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) stehen zunehmend unter Druck, die Lücken zu füllen, die staatliche Institutionen hinterlassen. Doch auch sie sind auf verlässliche Finanzierung angewiesen. Der Bundesverband VENRO warnt: „Mit den angekündigten Kürzungen ihrer humanitären Mittel um mehr als 50 Prozent handelt die Bundesregierung verantwortungslos und kurzsichtig“.
Die Kürzungen gefährden nicht nur konkrete Projekte, sondern auch das Vertrauen in langfristige Partnerschaften. Multilaterale Organisationen wie das Welternährungsprogramm und UNHCR müssen ihre Planungen bereits anpassen.
Was jetzt zu tun ist
Die Herausforderungen unserer Zeit verschwinden nicht durch Kürzungen – sie verschärfen sich. Es braucht:
- Politischen Willen, um internationale Verpflichtungen einzuhalten.
- Zivilgesellschaftliches Engagement, um Druck auf Entscheidungsträger auszuüben.
- Spenden und Unterstützung, um lebensrettende Projekte weiterzuführen.
- Strategische Partnerschaften, die lokale Akteure stärken und nachhaltige Lösungen fördern.
United For Humanity steht für eine gerechte Welt, in der Hilfe nicht von politischen Interessen abhängt. Wir setzen uns weiterhin für die Menschen ein, die am stärksten betroffen sind – und laden alle ein, Teil dieser Bewegung zu werden.
Quellen:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/bundesregierung-humanitaere-hilfe-kuerzungen-100.html
https://taz.de/Folgen-des-US-Entwicklungshilfestopps/!6067515/
https://www.kleinezeitung.at/politik/aussenpolitik/19864486/die-gefaehrlichen-folgen-des-stopps-von-amerikas-entwicklungshilfe
https://venro.org/fileadmin/user_upload/Dateien/Daten/Newsletter/Ausgaben/VENRO_informiert_2025_Nr_5_Bundeshaushalt_2025.pdf


Schreibe einen Kommentar